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Antonio Vinci - Mandorle di Sardegna 

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Viele von unseren Lebensgeschichten bleiben als Erinnerungen. Einige davon werden zu Lebenserfahrungen, die niedergeschrieben werden müssen, damit wir nicht vergessen, worum es im Leben geht: Natur, Menschen, Beziehungen, Leben.

Antonio Vinci in seiner Heimat Tuili auf Sardinien zu treffen, war eine solche Lebenserfahrung, die einige Elemente benötigte, um festgehalten zu werden: Zeit, Reflexion und ein gutes Glas Wein.

Die Sarden rühmen sich oft, zu den stolzesten Menschen der Welt zu gehören. Nachdem wir so viele von ihnen kennengelernt und uns mit ihnen angefreundet haben, würden wir dem teilweise widersprechen. Wir denken, dass sie vor allem unglaublich leidenschaftliche Menschen sind, und ihre Liebe zu ihrem Land und Natur ist etwas, das wir so noch nie zuvor erlebt haben.

Unser Weg zu Antonio

Als Giorgio Carente, unser langjähriger Hersteller von Mandeln in Oliena, beschloss, einen Schritt weiterzugehen, baten wir ihn höflich um eine Empfehlung. Ohne zu zögern stellte er uns Antonio vor und sagte, dass dieser vielleicht die besten Mandeln mache, die er je gehabt habe.

Ich erinnere mich noch gut an mein erstes Gespräch mit Antonio Vinci. Er bestand darauf, dass wir zunächst ein Telefongespräch führen, bevor wir weitergehen. Das war typisch für Antonio – er wollte sicherstellen, dass wir denselben Traum teilen wie er. Er wollte sicherstellen, dass seine Art von Leidenschaft von uns bei Tresmundi geteilt, geschätzt, verstanden und auf ähnliche Weise gelebt wird. Ein paar Wochen später hielten wir seine Mandeln in unseren Händen. Giorgio hatte recht: Sie waren besser als alles, was wir je zuvor gehabt hatten. Antonios Mandeln waren die besten!

Tuili, der Ort, an dem die Zeit stehen bleibt

Wir sagen immer, dass gute Dinge ihre Zeit brauchen. Am Ende Juni 2024 trafen wir Antonio endlich in Tuili, einem Ort auf Sardinien, von dem man sagen könnte, dass die Zeit dort stehen geblieben ist.

Tuili liegt im Herzen der Marmilla, einer Region im südlichen Zentrum Sardiniens, am Fuße des Giara-Plateaus, einem beeindruckenden archäologischen Ort und Park. Hier leben die „Cavallini“, die kleinen Pferde, die letzten Wildpferde Europas. Die Hügel, die zur „Giara“ hinaufführen, sind gesäumt von langen Reihen von Oleandern, Oliven- und Mandelbäumen.
Wenn dies ein Gemälde wäre, würden wir es „Und die Zeit blieb wunderschön stehen“ nennen.

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Wir treffen Antonio

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Da war ich, dachte, Pünktlichkeit sei ein deutsches Wort. Es ist punkt 18:30 Uhr, und Antonio wartet draußen: Wir werden eine Tour durch den Mandelhain machen, und ich bin begeistert wie ein Kind.

Ich mache einen Witz und sage ihm, wie er mir guten Wein und einen Sonnenuntergang im Hain versprochen hat, aber das Einzige, was ich sehe, ist ein bewölkter Himmel, etwas, das ich in Sardinien selten gesehen habe. "Hab ein bisschen Vertrauen, Alex", sagt er…

Wir steigen die Hügel hinauf, und keine 10 Minuten später stehen wir vor der Tür zum Hain. Es ist schon wunderschön: Hinter mir steigen die Hügel bis zur "Giara", während sich vor mir Marmilla in ihrer vollen Schönheit entfaltet. Ich brauche einen Moment, um zu atmen und Gottes Werk zu bewundern. Inzwischen gesellen sich Mari, Antonios Verlobte, und Matteo, sein Freund, Lehrling, Mitarbeiter, Social-Manager sowie sehr tallentierten Foto- und Videoproduzent, zu uns. Die Gruppe ist komplett, wir sind bereit für den Abend.

Mensch und Natur

Wie hat alles angefangen, frage ich. Er erzählt mir, wie er einen "Plan B" wollte, etwas, das ihm erlaubt, sich von der normalen Arbeit zu lösen und ihm einen Weg zurück zur Natur gibt.
Wieder höre ich etwas, was ich so oft von unseren anderen Freunden in Sardinien gehört habe:

Die Arbeit auf dem Land ist etwas, das fast niemand mehr tun will. Doch die Natur hat ihre eigenen Wege, uns wieder dorthin zu führen, oder? Es ist interessant, wie er es mir beschreibt, indem er sagt, dass es harte Arbeit ist, aber noch mehr ist es Pflege und Aufmerksamkeit.

Ich liebe die Art, wie er spricht. Es gibt diese besondere Frequenz, wenn Menschen von ihrer wahren Leidenschaft sprechen. Sehr schnell merke ich, dass es hier nicht alleine um Mandeln geht, sondern um viel mehr: Es geht um eine tiefere Verbindung zur Natur, die manche Menschen lebenlang suchen und nie finden, und andere finden und dann nie wieder loslassen.

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Antonio liebt alles, was ihn umgibt: die lebendig grünen Mandelbäume im sonnengetrockneten Boden, den "Mistral", den Wind, der aus dem Norden kommt und das heiße Land auf seinem Weg zum Meer kühlt, die Zitrusbäume und wilden Olivenbäume, die aus Sträuchern von Rosmarin und Thymian aufsteigen. All dies schafft eine himmlische Art von Frieden, der mir sagt, dass alles, was ihn umgibt, ihn zurück liebt.

Die Mandeln

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Wir beginnen mit dem Besuch der Mandelbäume, die 2019 gepflanzt wurden. Ich erfahre, dass es mehr als fünf Jahre dauert, bis ein Mandelbaum reif genug ist, um Mandeln zu produzieren.

Ogni taglio stimola crescere di più“ – Jeder Schnitt hilft der Pflanze, stärker zu wachsen.


Der Schnitt ist etwas, das jedes Jahr passiert, besonders in den ersten zwei bis drei Jahren, in denen die Äste stark genug werden müssen, um mit den starken Winden aus dem Norden mitzuhalten. Er zeigt auf die langen Reihen von Oleandern und Olivenbäumen, die sich von oben nach unten den Hügel entlangziehen, wild wachsen und eine natürliche Schutzmauer bilden.“

Antonio bekommt seine Pflanzen jung, aus einer zertifizierten Bio- Baumschule, in der jede Pflanze ihren sogenannten ‚Passaporto della pianta‘, den Pflanzenpass, erhält, und pflanzt sie nach strengen mathematischen Modellen (hauptsächlich nach der Regel von Pythagoras 5x5), um mit Wasser- und Nährstoffknappheit umzugehen. Das Land hier hat keine unterirdischen Wasser-Reserven, und es gibt keine Bewässerung. Wieder weist er darauf hin, dass es keine chemische Behandlung gibt, und keine andere Hilfe als der Schnitt, das Formen und das Mähen des Grases. Es ist wichtig, dass die Pflanze außen dicht und innen leer ist. Die Dichte hilft, die Pflanze zu schützen, sagt er.

Noi il terreno non lo lavoriamo mai. Favoriamo la biodiversita“ – Wir bearbeiten das Land nie, wir fördern die Biodiversität.

Er zeigt mir stolz den "natürlichen grünen Teppich" und weist darauf hin, dass sie das Land niemals bearbeiten, sondern nur das Gras schneiden und es auf dem Boden liegen lassen. Dies gewährleistet eine natürliche Biodiversität, die wie eine natürliche Schutzschicht wirkt, den Boden feucht hält und Leben für Mikroorganismen schafft: Alles muss im Gleichgewicht sein.

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Bereit für den Sonnenuntergang

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Auf dem Weg nach oben halte ich an, halte den Atem an und blicke: Ich bin an einem einzigartigen Ort, umgeben von den meisten meiner Lieblingspflanzen: Oleander, Olivenbäume, Granatäpfel, Mandel- und Zitrusbäume, Rosmarin und Disteln. Himmlisch schön…

Auf dem Weg zum versprochenen Sonnenuntergang machen sie jetzt alle Halt, und wir machen ein Quiz. Auf dem Boden bedecken gelbe Büsche das Feld, und sie fragen mich, ob ich weiß, was das ist. Wenig wissen sie, dass ich zu Hause meine eigenen Linsen gepflanzt habe, von denen, die wir von Roberto bringen, etwas weiter südlich von Tuili. Sie lachen, fast enttäuscht, dass ich die Antwort auf diese Frage kenne. Direkt danach koste ich zum ersten Mal in meinem Leben eine grüne Mandel. Ich weiß nicht, welche ich mehr liebe: die unreife oder die reife.

Dies ist der perfekte Abschluss: Die Wolken lösen sich sanft auf und entfalten sich im grenzenlosen Blau. Mari, die stoisch die Gläser und die Weinflasche getragen hat, ist jetzt erleichtert.

An einem Ort, umgeben von wilden Olivenbäumen, mit Blick auf die Marmilla, machen wir unseren letzten Halt. Nur unser Atem, die Grillen, der Wind und die Blasen stören die Stille, die sich mit dem Sonnenuntergang ganz natürlich einstellt, während wir uns auf die Frequenz dieses magischen Ortes und dieses einzigartigen Moments einstimmen.

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Su Ghimisone
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